Hauptinhalt

AHA! – Das Salafismus-Lexikon: Begriffe, Symbole & Akteure

Was bedeutet „Jihad“? Was ist eigentlich Wahhabismus? Wofür steht der Löwe im Salafismus? In unserem Salafismus-Lexikon erklären wir Begriffe und Symbole von Salafisten und weisen auf die bekanntesten Personen und Organisationen aus der Szene hin. Die Erklärungen der Begriffe entsprechen den salafistisch gefärbten Umdeutungen und gelten deshalb nicht allgemein islamisch. Klicken Sie einfach auf einen Buchstaben – oder filtern Sie nach bestimmten Themen:

Und/ oder wählen Sie einen Buchstaben:

A

Abdulaziz, Abdullah A. (*1984)

Der Iraker Abdullah A. Abdulaziz, der auch unter dem Namen Abu Walaa bekannt ist, galt bis zu seiner Festnahme im November 2016 als einer der einflussreichsten jihadistischen Prediger und IS-Vertreter in Deutschland. Er predigte in der Moschee des Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim (DIK). Der Verein wurde 2017 verboten.

Abdullah A. Abdulaziz veröffentlichte online viele Videos. Da sein Gesicht darin nie zu erkennen war, wird er auch der „Mann ohne Gesicht“ genannt. 2021 wurde er vom Oberlandesgericht Celle zu einer zehneinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Anklage lautete: Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und deren Unterstützung. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil im August 2022.

Ein Mann verdeckt sein Gesicht mit einem Aktenpapier.
Al-Arifi, Mohammed (*1970)

Mohammed al-Arifi ist ein bekannter Prediger aus Saudi-Arabien. 2023 verzeichnete er 20 Millionen Follower auf X, 22 Millionen bei Facebook und 2,2 Millionen bei YouTube. Ein Großteil seiner Predigten richtet sich gegen Juden, Homosexuelle, Schiiten, Ungläubige und „den dekadenten Westen" im Allgemeinen. Al-Arifi plädierte auch öffentlich für die „leichte" Züchtigung von Ehefrauen.

2013 rief er zur Teilnahme am Jihad in Syrien auf. Seit 2012 darf er nicht mehr in den Schengen-Raum einreisen. Aktuell steht al-Arifi in Saudi-Arabien unter Hausarrest.

Die Schiiten vertreten eine eigene Glaubensrichtung im Islam. Sie stellen heute ca. 15 Prozent der Muslime. Das arabische Wort Schia bedeutet „Anhänger einer Partei“. Die größte schiitische Fraktion ist die Zwölferschia mit Zentren im Südirak, Iran und auf dem indischen Subkontinent.

Der Schengen-Raum umfasst europäische Staaten, die das Schengener Abkommen unterzeichnet haben. Ziel ist die Abschaffung von Kontrollen an den Grenzen zwischen den Schengen-Staaten.

Porträtfoto: Mohammed al-Arifi.
Al-Aulaqi, Anwar (1971–2011)

Der US-amerikanisch-jemenitische Staatsbürger Anwar al-Aulaqi war ein führender al-Qaida-Ideologe, jihadistischer Prediger, Online-Aktivist und Gründer des Inspire-Magazins. Viele seiner englischsprachigen Predigten wurden über das Internet verbreitet. Jihadisten weltweit haben sie gelesen und gehört.

Seine Schriften werden auch auf Deutsch verbreitet. Al-Aulaqi beteiligte sich an der Vorbereitung mehrerer terroristischer Anschläge in den USA und Großbritannien. 2011 starb er bei einem US-amerikanischen Drohnenangriff im Jemen.

Porträtfoto: Anwar Nasser al-Aulaqi.
Al-Baghdadi, Abu Bakr (1971-2019)

Der Iraker Abu Bakr al-Baghdadi war von 2010 bis zu seinem Tod Anführer und selbst ernannter „Kalif" des Islamischen Staats (IS). Bevor er seinen Kampfnamen Abu Bakr al-Baghdadi annahm, hieß er Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri.

Mit der Ausrufung des „Kalifats" im irakischen Mossul im Juni 2014 ernannte sich al-Baghdadi selbst zum „Befehlshaber der Gläubigen" und betrachtete sich als Nachfolger des Propheten Mohammed. Al-Baghdadi starb 2019 bei einem Einsatz des US-Militärs im Nordwesten Syriens.

Ein Kalif ist ein religiös-politischer Führer. Mit Kalifat wird die Herrschaft oder das Reich eines Kalifen bezeichnet. 

 

Porträtfoto: Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri.
Al-Filastini, Abu Qatada (*1960)

Abu Qatada al-Filastini, geboren als Omar Muhammad Othman, ist Jordanier mit palästinensischer Herkunft. Er ist ein prominenter al-Qaida-Anhänger mit großer Gefolgschaft und einer der wichtigsten zeitgenössischen jihadistischen Gelehrten. Früher galt er in Europa als „Botschafter" von Usama bin Laden. 1993 beantragte er in Großbritannien erfolgreich Asyl wegen religiöser Verfolgung.

Ab 2002 wurde Abu Qatada al-Filastini mehrfach inhaftiert, mit dem Ziel, ihn aus Großbritannien auszuweisen. Aus rechtlichen Gründen gelang das erst 2013. Ein jordanisches Militärgericht sprach ihn 2014 von Terrorvorwürfen frei. 2020 empfahl Abu Qatada al-Filastini in einem Beitrag auf Telegram die „Protokolle der Weisen von Zion" und „Mein Kampf" als absolut lesenswerte Bücher.

Eine palästinensische Herkunft haben Araberinnen und Araber, die im heutigen Staat Israel, in den palästinensischen Autonomiegebieten oder im Gazastreifen geboren wurden oder deren Vorfahren aus diesen Gebieten stammen.

Porträtfoto: Omar Muhammad Othman.
Al-Huwaini, Ishaq (*1958)

Der aus Ägypten stammende Ishaq al-Huwaini ist ein international bekannter Prediger, der auch in der deutschen salafistischen Szene hohes Ansehen genießt und in den sozialen Medien über eine Millionengefolgschaft verfügt.

Neben anderen gewaltbefürwortenden und antisemitischen Äußerungen bezeichnete al-Huwaini in einem Video von 2013 den deutsch-ägyptischen Schriftsteller Hamed Abd al-Samad als „Ketzer“, der gemäß der Scharia bestraft werden müsse. Abd al-Samad hatte zuvor ein Buch über faschistische Einflüsse im Islam publiziert.

Porträt von Ishaq al-Huwaini.
Al-Kinani, Amir (*1996)

Amir al-Kinani, alias Abu Azma, stammt aus Berlin. Der salafistische Prediger ist in der Deutschen muslimischen Gemeinschaft (DMG) Braunschweig aktiv und pflegt eine enge Beziehung zu El Azzazi. Neben seinen Predigten ist Al Kinani auch in den sozialen Medien aktiv und bewirbt Veranstaltungen und Pilgerreisen, die er als Reiseleiter begleitet.

In einem seiner Videos erklärt al-Kinani unter Berufung auf den salafistischen Vordenker Mohammed Ibn Abd al-Wahhab, dass derjenige, der Juden und Christen nicht zu Ungläubigen (auf Arabisch: Kuffar) erkläre und akzeptiere, dass diese Religionen auch ein Weg „zur Wahrheit“ sein könnten, selbst zum Ungläubigen werde.

Al-Maqdisi, Abu Muhammad (*1959)

Abu Muhammad al-Maqdisi, geboren als Isam Muhammad Tahir al-Barqawi, ist ein jordanischer Staatsbürger pälestinesischer Herkunft. Er gehört zu den einflussreichsten zeitgenössischen Ideologen des islamistischen Terrorismus. Bis 2004 galt er als geistiger Mentor von Abu Musab al-Zarqawi und der von ihm geführten al-Qaida im Irak, einer Vorläuferorganisation des IS.

Seine Schriften wie „Millatu Ibrahim", „Democracy A Religion" oder „This is our Aqidah" haben auch auf deutsche Jihadisten einen großen Einfluss. Daneben betreibt al-Maqdisi eine der bedeutendsten jihadistischen Online-Bibliotheken. Er vertritt einen elitären jihadistischen Ansatz, der nicht jedem offensteht. In der Vergangenheit setzte sich al-Maqdisi mehrfach für eine Vereinigung der verschiedenen jihadistischen Strömungen und die Beilegung ihrer ideologischen Differenzen ein.

Eine palästinensische Herkunft haben Araberinnen und Araber, die im heutigen Staat Israel, in den palästinensischen Autonomiegebiete oder im Gazastreifen geboren wurden oder deren Vorfahren aus diesen Gebieten stammen.

Isam Muhammad Tahir al-Barqawi mit zwei weiteren Männern.
Al-Muhaysini, Abdullah (*1987)

Abdullah al-Muhaysini ist ein wichtiger jihadistischer Rechtsgelehrter aus Saudi-Arabien. Er lebt seit mehreren Jahren in Syrien. Im Frühjahr 2016 organisierte er für die jihadistische Gruppierung Jabhat al-Nusra eine Rekrutierungsskampagne. Bis Herbst 2017 war er Mitglied bei der Organisation Hay’at Tahrir al-Sham. Er verbreitet über soziale Netzwerke Propaganda und ruft zum militanten Jihad in Syrien auf.

Mit Rekrutierungskampagne ist eine Werbeaktion gemeint, um neue Kämpfer für den bewaffneten Jihad zu gewinnen. 

Propaganda ist Meinungsmache. Propaganda verfolgt immer bestimmte Interessen des Absenders. Das Ziel ist, die Gefühle und Einstellungen von Menschen zu beeinflussen.

Al-Zarqawi, Abu Musab (1966–2006)

Abu Musab al-Zarqawi, geboren als Ahmad Fadeel al-Khalayleh, stammt aus Jordanien. Er war an zahlreichen terroristischen Angriffen, Ermordungen und Entführungen in Irak beteiligt, die sich insbesondere gegen Schiiten und schiitische Einrichtungen richteten. Als arabischer Mujahidin kämpfte al-Zarqawi im Afghanistan-Krieg der 1980er-Jahre. Dort kam er in Kontakt mit Usama bin Laden.

2004 gründete er einen al-Qaida-Ableger im Irak, eine Vorläuferorganisation des späteren IS. Al-Zarqawis hartes Vorgehen gegen Schiiten stieß selbst innerhalb der jihadistischen Community überwiegend auf Ablehnung. 2006 wurde al-Zarqawi bei einem US-amerikanischen Drohnenangriff getötet.

Schiiten: Das arabische Wort „Schia" bedeutet auf Deutsch: Anhänger einer Partei. Die Schiiten vertreten eine eigene Glaubensrichtung im Islam. Sie stellen heute ca. 15 Prozent der Muslime. Die größte schiitische Fraktion ist die Zwölferschia mit Zentren im Südirak, Iran und auf dem indischen Subkontinent.

Porträtfoto: Ahmad Fadeel al-Khalayleh.
Al-Zawahiri, Aiman (*1951)

Der Ägypter Aiman al-Zawahiri war seit 2011 Anführer der Kern-al-Qaida und der offizielle Nachfolger von Usama bin Laden. Al-Zawahiri soll sich bereits mit 14 Jahren der ägyptischen Muslimbruderschaft angeschlossen haben. Nach einer kurzen Inhaftierung in Zusammenhang mit der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Answar al-Sadat. 1981 setzte er sich nach Pakistan ab. Dort lernte er Usama bin Laden kennen. Al-Zawahiri wurde sein Stellvertreter und war ab 1998 für die Aktionen von al-Qaida mitverantwortlich. Al-Zawahiri wurde am 31. Juli 2022 durch einen US-Drohnenangriff in Kabul getötet.

Die Muslimbruderschaft gilt als älteste sowie einflussreichste sunnitisch-islamistische Bewegung.

Anwar al-Sadat (1918–1981) war ein ägyptischer Politiker, Staatspräsident (1970–1981) und Friedensnobelpreisträger. 1979 schloss er mit Israel einen Friedensvertrag. 1981 wurde er von seinen politischen Gegnern in Kairo ermordet.

Porträtfoto: Aiman al-Zawahiri.
Azzam, Abdullah (1941–1989)

Abdullah Azzam war ein palästinensischer Religionsgelehrter, der als Vordenker des „globalen Jihad" gilt: Er war Mentor von Usama bin Laden und maßgeblicher Ideengeber für die Gründung von al-Qaida

In den 1980er-Jahren organisierte er den Kampf der arabischen Mujahidin gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan. Azzams Schriften wie „Schließ dich der Karawane an", „Die Verteidigung der muslimischen Gebiete und Sitten" und „Recht des Jihad" sind in der islamistischen Szene immer noch sehr beliebt.

Porträtfoto: Abdullah Azzam.

B

Baraa, Abul (*1973)

Abul Baraa, geboren als Ahmad Armih, ist Imam der salafistischen as-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding und bundesweit als Gastprediger unterwegs. Er distanziert sich zwar vom IS, seine Predigten enthalten jedoch klassisch salafistische Elemente wie die Herabwürdigung nichtmuslimischer Menschen oder die Forderung nach einer scharfen Abgrenzung von Andersgläubigen. In seinen Predigten finden sich außerdem antisemitische, das heißt judenfeindliche Äußerungen.

Armih glaubt an eine Verschwörung des Westens gegen den Islam. Damit rechtfertigt er Gewalt als Mittel zur Selbstverteidigung muslimischer Völker, die in ihren Heimatländern angegriffen werden.

Er war verstärkt in der inzwischen verbotenen Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft e. V. in Braunschweig (DMG Braunschweig) aktiv. Seine Predigten wurden von der DMG live im Internet übertragen und bereitgestellt. In den sozialen Medien erläutert er Followern sein Islamverständnis v.a. über kurze Q&A-Videos auf TikTok.

Der arabische Begriff Imam bezeichnet den Vorsteher einer islamischen Gemeinde oder auch ein geistliches und politisches Oberhaupt.

Abul Baraa bei einer Videoaufnahme.
Bin Laden, Usama (1957–2011)

Usama bin Laden war Gründer und Anführer von al-Qaida und ist nach wie vor eine wichtige Symbolfigur des globalen Jihad. Er gilt als Urheber der terroristischen Anschläge des 11. September 2001 in den USA.

Bin Laden unterstützte in den 1980er-Jahren den Kampf der arabischen Mujahidin im Afghanistankrieg mit Geld, Waffen und Ausbildungslagern. 1998 rief er zur Tötung US-amerikanischer Soldaten und Zivilisten auf und erklärte dies zur Pflicht aller Muslime.

2011 wurde bin Ladin von US-Spezialkräften in Pakistan getötet. Nach seinem Tod wurde er in der jihadistischen Propaganda in großem Maße verherrlicht. Seine Texte sind in jihadistischen Kreisen bis heute von großer Bedeutung.

Propaganda ist Meinungsmache. Propaganda verfolgt immer bestimmte Interessen des Absenders. Das Ziel ist, die Gefühle und Einstellungen von Menschen zu beeinflussen.

Porträtfoto: Usama bin Laden.
Boluri, Ismael (*1984)

Der überwiegend im Internet aktive jihadistische Prediger Ismael Boluri alias Abu Suleyman al-Kurdi, der bereits im Umfeld von Abu Walaa aktiv war, hat nach eigenen Angaben in Mekka studiert. Er betreibt einige einflussreiche salafistische Internetseiten, über die er Online-Unterrichte, Übersetzungen und Bücher anbietet. Über Telegram veröffentlicht er reichweitenstark Videos und Audiobotschaften.

Obwohl er sich gegen den IS positionierte, ist seine Ideologie vom Wahrheitsanspruch seiner eigenen Überzeugungen und der Rigidität gegenüber anderen Strömungen geprägt. In der Vergangenheit fiel er insbesondere durch Angriffe auf Prediger des politischen Salafismus auf, denen er mangelndes Wissen und fehlende religiöse Autorität vorwarf. Aufgrund des aggressiven Vorgehens sprachen einige Beobachter daraufhin von einer neuen takfiristischen Strömung in Deutschland. 

Unter Takfir versteht man die Praxis, andere Musliminnen und Muslime zu Ungläubigen zu erklären und sie so aus der Gemeinschaft auszuschließen. Nach jihadistischer Interpretation der Scharia ist dieser "Abfall vom Glauben" mit der Todesstrafe zu ahnden.

Umriss einer Person auf dunklem Grund.

C

Ciftci, Muhammad (*1973)

Muhammad Ciftci ist ein salafistischer Imam, der in seinen Kreisen auch unter dem Namen Abu Anas bekannt ist. Er stammt aus der Türkei. Dort betrieb er eine deutschsprachige Islamschule, bis ihm die Zulassung entzogen wurde. Ciftci war Vorsitzender des Vereins „Einladung zum Paradies" (EZP) in Braunschweig und Mönchengladbach. Der Verein wurde mittlerweile aufgelöst. Ciftci sagte öffentlich, dass die Enthauptung beim „Abfall vom Islam" die angemessene Strafe sei. 

Der arabische Begriff Imam bezeichnet den Vorsteher einer islamischen Gemeinde oder auch ein geistliches und politisches Oberhaupt.

Cuspert, Denis (1975–2018)

Denis Cuspert ist ein Rap-Musiker aus Berlin, der sich radikalisierte und zu einem der wichtigsten Akteure der deutschen Jihadisten-Szene wurde.

Nach dem Ende seiner Musikerkarriere unter seinem Künstlernamen „Deso Dogg" 2009 entwickelte er sich zum jihadistischen Prediger. Er veröffentlichte regelmäßig gewaltverherrlichende Videos, die er mit religiösen A capella-Gesängen, den sogenannten jihadistischen Nashids, untermalte.

Cuspert gründete mit Mohammad Mahmoud die jihadistische Organisation Millatu Ibrahim, die 2012 verboten wurde. Er drohte wiederholt mit Anschlägen in Deutschland und rief Jugendliche zur Teilnahme am bewaffneten Jihad in Syrien auf. 2014 schloss er sich dem IS an.

Hinweise sprechen dafür, dass Cuspert im Januar 2018 getötet wurde. Aufgrund seiner Naschids und der IS-Propagandavideos, die weiterhin kursieren, kommt ihm in der salafistischen Szene eine besondere Bedeutung zu. 

Porträtfoto: Denis Cuspert.

D

Dabbagh, Hassan (*1972)

Hassan Dabbagh ist ein syrischstämmiger Imam der Leipziger Al-Rahman-Moschee und einer der wichtigsten Multiplikatoren des Salafismus in Deutschland. Er ist auch unter dem Namen Abul Hussain bekannt.

Er war einer der Ersten, die bereits Mitte der 1990er-Jahre in Deutschland salafistische Dawa-Aktionen betrieben und Menschen missionierten. Auf seinen Social-Media-Kanälen verbreitet Dabbagh seine Predigten und Unterrichtseinheiten in teils über einstündigen Videos.

Der arabische Begriff Imam bezeichnet den Vorsteher einer islamischen Gemeinde oder auch ein geistliches und politisches Oberhaupt.

Porträtfoto: Hassan Dabbagh
Dali, Amen (*1983)

Der aus Tunesien stammende Amen Dali ist ein bundesweit aktiver salafistischer Prediger. Neben Gastauftritten in verschiedenen Moscheen und seinen Social-Media-Aktivitäten versucht er sich immer wieder auch an eigenen Projekten, wie etwa einer Verlagsgründung oder der Durchführung von Online-Kursen. 

Er verbreitet stets seine salafistische Weltsicht, indem er etwa zur Orientierung an den „frommen Altvorderen“ aufruft und die salafistische Doktrin „al-wala wal-bara“ (auf Deutsch: Loyalität und Lossagung) propagiert. Wenngleich er Gewalt abzulehnen scheint und islamistisch motivierte Anschläge verurteilt, bietet die von Dali verbreitete Ideologie einen möglichen Nährboden für eine jihadistische Radikalisierung.

Porträt von Amen Dali

E

El Azzazi, Ibrahim (*1996)

Der aus München stammende Prediger nimmt eine wichtige Rolle innerhalb der salafistischen Szene ein. Nach eigenen Angaben erhielt El Azzazi seine salafistisch geprägte religiöse Ausbildung in Ägypten. Er steht in enger Verbindung zur Deutschen muslimischen Gemeinschaft (DMG) Braunschweig und ist als Gastprediger in ganz Deutschland aktiv.

Seine jugendaffinen Auftritte auf TikTok, Instagram und YouTube erreichen vor allem ein junges Publikum. In seinen Videos beantwortet er meist nur in wenigen Sekunden die Fragen seiner Follower. Dabei vertritt El Azzazi antidemokratische, frauenfeindliche und homophobe Ansichten.

Porträt von El Azzazi
El-Emrani, Said (*1982)

Der aus Bonn stammende Salafist Said El-Emrani alias Abu Dujana gehörte der 2016 verbotenen Gruppierung Die wahre Religion (DRW) an, die jihadistische Ansichten vertrat und aus deren Umfeld sich zahlreiche Personen dem IS in Syrien anschlossen.

El-Emrani ist nach wie vor als salafistischer Prediger aktiv, vermeidet aber öffentlich strafrechtlich relevante Äußerungen. In seinen zahlreichen Vorträgen in den sozialen Medien legt er seinem Publikum eine streng salafistische Lebensführung nahe, die in der Demokratie eine mit dem Islam unvereinbare Staatsform und religiöse Sünde sieht.

Said El Emrani, alias Abu Dujana an einem Tisch mit einem Mikrofon.

F

Falk, Bernhard (*1967)

Der Deutsche Bernhard Falk ist ein ehemaliger Linksterrorist, der vor seiner dreizehnjährigen Haftzeit (1996–2008) zum Islam konvertierte. Er ist auch unter dem Namen Muntasir bi-llah bekannt. Als einer der Hauptakteure der salafistischen Gefangenenbetreuung besucht er regelmäßig Strafgefangene aus der salafistischen Szene und wohnt den entsprechenden Gerichtsverhandlungen bei.

Falk ist ein Anhänger des jihadistischen Salafismus. Er selbst ordnet sich der al-Qaida zu und grenzt sich ausdrücklich vom IS ab.

In seiner Publikation „Denk-Anstoß" fordert er die Errichtung eines internationalen Kalifats.

Mittlerweile ist Falk fast ausschließlich auf X (vormals Twitter) aktiv. Dort thematisiert er seine Aktivitäten in der Gefangenenhilfe und
tritt als Unterstützer der Taliban auf. 

Ein Kalifat ist die Institution des weltlich-religiösen Herrschers in der muslimischen Welt. Das Wort „Kalif“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Vertreter des Gesandten Gottes“.

Porträtfoto: Bernhard Falk.

K

Krass, Marcel (*1976)

Marcel Krass alias Abu Yunus ist ein früher Weggefährte Pierre Vogels und dessen Umfeld und zählt zu den bundesweit aktiven Leitfiguren der salafistischen Szene. Der studierte Diplom-Ingenieur, der sich auch durch sein äußeres Erscheinungsbild im Casual Business Look von anderen salafistischen Agitatoren unterscheidet, spricht in seinen Videos durch seine sachliche Argumentation auch ein intellektuelleres Publikum an.

Zudem steht er der Föderalen Islamischen Union (FIU) mit Sitz in Hannover vor, die sich auch in politische Debatten einbringt. Beispielsweise sammelte der Verein im Jahr 2020 in einer Petition Unterschriften zur Einsetzung eines Bundesbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus. Mit dem Thema sollte ein möglichst breites Spektrum deutscher Musliminnen und Muslime angesprochen werden.

Unterschwellig transportiert Marcel Krass ein Freund-Feind-Schema, das von einem Misstrauen gegenüber der demokratischen Gesellschaft geprägt ist und polarisierend zur muslimischen Einheit und zur Abgrenzung gegenüber Nichtmuslimen aufruft. 

Porträt von Marcel Krass.

L

Lau, Sven (*1980)

Der Deutsche Sven Lau, auch unter dem Namen Abu Adam bekannt, ist zum Islam konvertiert und ein salafistischer Prediger. Er gehörte dem Verein „Einladung zum Paradies“ (EZP) von Muhammad Ciftci an. Später war er Mitglied des Salafisten-Netzwerks „Die wahre Religion“ (DWR). Das Netzwerk wurde 2016 verboten. Sven Lau gilt als enger Weggefährte von Pierre Vogel.

Im Juli 2017 wurde Sven Lau wegen der Unterstützung einer terroristischen Organisation zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist seit Mai 2018 rechtskräftig. Im Mai 2019 wurde Lau frühzeitig aus der Haft entlassen. Seine Inhaftierung hat seine Bekanntheit in der salafistischen Szene vergrößert.

 


 

Konvertieren: zu einer anderen Religion übertreten.

Porträtfoto: Sven Lau.

M

Mahmoud, Mohammed (1985–2018)

Mohammed Mahmoud, auch als Abu Usama al-Gharib bekannt, stammt aus Österreich. 2008 wurde er wegen der Gründung der Globalen Islamischen Medienfront (GIMF) zu vier Jahren Haft verurteilt. Die GIMF übersetzte Texte von Jihadisten ins Deutsche und rief zum Jihad auf.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ging Mahmoud nach Berlin. 2011 gründete er dort gemeinsam mit Denis Cuspert die jihadistische Organisation Millatu Ibrahim. Sie wurde 2012 verboten.

Mohammed Mahmoud schloss sich dem IS an. Im August 2015 wurde ein Video veröffentlicht, in dem Mahmoud und ein Komplize zwei Männer erschießen und mit Anschlägen in Deutschland drohen. Im November 2018 soll er bei einem Luftangriff ums Leben gekommen sein.

Porträtfoto: Mohammed Mahmoud.

N

Naik Zakir (*1965)

Zakir Naik ist ein bekannter indischer Fernsehprediger. Er steht ideologisch Usama bin Laden sehr nahe. Mehrere jihadistische Attentäter beriefen sich auf Naik. Seine Lehre ist judenfeindlich und lehnt grundsätzlich andere Religionen und Islamauslegungen ab. Naik will die Todesstrafe für homosexuelle Menschen und alle Muslime, die sich vom islamischen Glauben abwenden. Selbstmordattentate betrachtet er als ein taktisches Mittel, das mit dem Islam vereinbar ist. 

Nach Großbritannien, Kanada und Malaysia darf Naik nicht einreisen. Indien hat einen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Mittlerweile hat Naik die malaysische Staatsbürgerschaft angenommen und ist nicht wieder nach Indien zurückgekehrt.

Porträtfoto: Zakir Naik.

O

Omar, Mohammed (1959–2013)

Mohammed Omar, auch als Mullah Omar bekannt, war der politische und  geistige Führer der afghanischen Taleban, die von 1996 bis 2001 die Herrschaft in Afghanistan übernahmen und das „Islamische Emirat“ ausriefen. Mit ihm an der Spitze war das „Islamische Emirat“ Vorbild für  Jihadisten weltweit. Mohammed Omar besitzt in der islamistischen Szene Legendenstatus. Im Internet wird er insbesondere nach dem Sieg der Taleban in Afghanistan 2021 weiterhin stark verherrlicht.  

Die Taleban, auch Taliban genannt, sind eine islamistische Terrorgruppe. Sie herrschten von 1996 bis 2001 in großen Teilen von Afghanistan.

Porträtfoto: Mullah Omar.

R

Rumaisa, Abu (*1986)

Abu Rumaisa, mit bürgerlichem Namen Abdelilah Belatouani, ist ein salafistischer Prediger marokkanischer Herkunft aus Nordrhein-Westfalen. Er verfügt über Verbindungen zur Deutschen muslimischen Gemeinschaft (DMG) Braunschweig und tritt dort als Prediger auf. Zudem ist er in der Street-Da’wa aktiv und organisiert Islam-Infostände überwiegend in Nordrhein-Westfalen.

Abu Rumaisa vermittelt ein aggressiv-salafistisches und dichotomes Weltbild.

 Abu Rumaisa in einer Videoansprache.

S

Sherzad, Ismael (*1992)

Der seit 2017 aktive, in Hamburg geborene Nashids-Rapper Abdul Samey Sherzad alias Ismael Sherzad bzw. Redlion erreicht mit seinem a-cappella-Gesang bei YouTube ein Publikum im sechsstelligen Bereich und wird auch außerhalb der islamistischen Szene wahrgenommen. Die Liedtexte von Redlion weisen an sich keine extremistischen Inhalte auf, in den zugehörigen Videos wird aber eine klar salafistische Ikonographie verwendet.

In einer der ersten Veröffentlichungen von Redlion namens „Al-Furqan“  erscheint durchgängig das Logo der als extremistisch bewerteten Furkan Gemeinschaft, die eine ideologische Nähe zur Muslimbruderschaft aufweist. Der Furkan-Gemeinschaft kommt zudem eine Brückenfunktion zu radikaleren Gruppen zu. Aktivitäten der deutschen Furkan-Gemeinschaft sind vor allem in Hamburg, Dortmund und München feststellbar.

Cover einer CD von Redlion.

V

Vogel, Pierre (*1978)

Der deutsche Konvertit Pierre Vogel, der auch als Abu Hamza bekannt ist, gehört zu den einflussreichsten und charismatischsten Predigern der deutschen Salafistenszene. Er ist seit 2006 aktiv: Bei seinen Dawa-Aktionen trat Vogel oft bei Open-Air-Veranstaltungen in ganz Deutschland auf. Mittlerweile ist er nur noch sehr selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Er predigt im Internet und geht zu nicht-öffentlichen Dawa-Veranstaltungen.

Aufgrund seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Islamischen Staat (IS) rief die Organisation zu seiner Tötung auf. In den sozialen Medien kommentiert Vogel aus seiner Sicht relevantes salafistisches Zeitgeschehen. Er setzt sich für einen islamischen Gottesstaat ein, in dem wesentliche Grundrechte keine Geltung haben.

Porträtfoto: Pierre Vogel.

Teilen auf:

Teilen X Mailen