Ein Junge mit Basketballkappe und Skateboard.

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Prävention bei Kindern und Jugendlichen

„Wer bin ich?“ – „Wer will ich sein?“ – „Was ist gut und richtig, was ist falsch?“ – „Welche Werte sind die wahren?“ Auf der Suche nach der eigenen Identität setzen sich Jugendliche oft auch sehr provozierend mit ihren Eltern, mit Lehrkräften, mit der staatlichen Autorität auseinander. Sie wollen ihre Umwelt und die Welt an sich verstehen, oft auch zum Besseren verändern. Aber: Was ist das Bessere? Während Jugendliche nach Orientierung suchen, sind sie sehr offen für Antworten und Erklärungen – aber auch für Ideologien. Hier setzen die Salafisten an – und genau deshalb muss hier auch die Prävention anknüpfen.


Protest – oder Überzeugung?

Jugendliche, die provokant oder aggressiv auftreten, sind nicht gleich radikalisiert oder extremistisch. Auf der Suche nach Orientierung ist es nicht ungewöhnlich, wenn sie auch mal extreme Positionen einnehmen und die Reaktion ihres Umfelds abwarten. An die Grenzen zu stoßen hilft vielen dabei, die eigene Haltung zu finden. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie extreme Positionen auch wirklich dauerhaft verinnerlichen oder gar Gewalt anwenden.

Kinder und Jugendliche brauchen Vertrauen und Anerkennung. Wer ihre Gedanken und Sorgen ernst nimmt und sie dabei unterstützt, eigene Perspektiven und Pläne zu entwickeln, leistet die beste Präventionsarbeit.

Prävention in der Familie

Mütter spielen bei der Prävention von Radikalisierung eine wichtige Rolle. Sie sind diejenigen, die Veränderungen bei ihrem Nachwuchs in der Regel als Erste erkennen und dieser entgegentreten können. Die emotionale Nabelschnur zwischen ihnen und ihren Kindern ist nur schwer zu kappen. Dies ist eine große Chance, wenn Kinder und Jugendliche Gefahr laufen, sich radikalisieren zu lassen, denn durch die enge Verbindung haben Mütter, sofern sie hierfür das richtige Handwerkszeug haben, die Möglichkeit, ihr Kind aus den Fängen von Salafisten und Gefährdern zu befreien. Daher sollen Mütter besonders sensibilisiert, geschult und befähigt werden, sich Wissen über Radikalisierung anzueignen, eigenes Wissen weiterzugeben und die Gefahren durch Salafisten an andere Mütter weiterzugeben und ihre Kinder zu schützen.

In 2017 wurden in Bayern daher erstmals sog. „MotherSchools“ etabliert, in denen Mütter von Jugendlichen ab 12 Jahren und jungen Erwachsenen ganzheitlich für die Gefahren der Radikalisierung und Rekrutierung sensibilisiert und durch das Erlernen von Handlungsstrategien gestärkt werden sollen. In zehn Unterrichtseinheiten treffen sich die Mütter in Gruppen von bis zu 15 Frauen und werden von hierfür extra ausgebildeten Trainerinnen geschult. Unterstützt wird das Bayerische Netzwerk für Prävention und Deradikalisierung dabei von Frauen ohne Grenzen aus Wien, die seit 2012 weltweit „MotherSchools“ etabliert haben. Aufgrund des positiven Umsetzungsergebnisses der MotherSchools und um dem gesamtfamiliären Kontext in der Präventionsarbeit noch besser Rechnung zu tragen, wurden 2019 die ersten FatherSchools in Bayern etabliert.

Mehr dazu auf der Website von Frauen ohne Grenzen sowie auf deren YouTube-Kanal.

Ein „Rezept für alle Fälle“

ufuq.de hat praktische Infos, Tipps und Handreichungen für Schule und Jugendarbeit entwickelt. Dazu gehört auch das „Rezept für alle Fälle“. Das können z. B. Lehrkräfte immer anwenden, wenn sie nicht sicher sind, ob ein Jugendlicher legitimen Protest ausdrücken, gezielt provozieren oder ideologisierte Propaganda verbreiten will. Bei anhaltender Unsicherheit gilt: Holen Sie sich Beratung und Unterstützung, die Sie brauchen. Wir helfen Ihnen gerne!

Ein „Rezept für alle Fälle“: Sechs Schritte zur Handlungs-Orientierung:

Beziehen Sie Positionen und Konflikte nicht auf Kultur, Islam oder Islamismus! Oder anders: Fragen Sie sich nicht, was „problematische“ und provozierende Positionen oder Verhaltensformen von Jugendlichen mit Islam, Kultur oder Islamismus zu tun haben könnten.

Fragen Sie vielmehr:

  • Worum geht es hier eigentlich? Was ist das Thema hinter dem Thema?
  • Wie habe möglicherweise ich selbst (oder die Schule / Einrichtung / Gesellschaft) zu solchen Verhaltensformen beigetragen?

Sagen Sie „Ja“, seien Sie offen und interessiert für das Anliegen (auch wenn es in Form einer Provokation zum Ausdruck kommt) und geben Sie den Jugendlichen ausreichend Raum und Zeit, ihre Ansichten und Perspektiven darzulegen und auszutauschen.

Sagen Sie nur „Aber …“, d. h. intervenieren Sie nur, wenn es zu Abwertungen, Absoluten Wahrheitsansprüchen und Antipluralistischen Positionen (AAA) kommt und diese in der Gruppe unwidersprochen bleiben.

Fragen Sie die Jugendlichen nach ihren Wünschen und Vorstellungen zum jeweiligen Thema („Wie wollen wir leben?“) und regen Sie Gespräch und Diskussion an.

Wenn ein Gespräch oder eine Diskussion in der Gruppe zu diesem Thema gelingt, haben wir unsere pädagogische Aufgabe erfüllt und können zufrieden nach Hause gehen.

Bitte: kein „Generalverdacht“. Nicht jeder Jugendliche, der provoziert, ist auf dem Weg in die Radikalisierung. Wichtig: ernst nehmen und feinfühlig reagieren.


Materialien für Schule & Jugendarbeit

„Protest, Provokation oder Propaganda?“ Unter diesem Titel hat ufuq.de eine Handreichung für Schule und Jugendarbeit zusammengestellt. Sie soll Lehr- und Fachkräfte bei der Prävention salafistischer Ideologisierung unterstützen. Hier können Sie Unterlagen zu einzelnen Themen herunterladen:

Kennen Sie schon unser Download-Angebot?

In unserem Download-Bereich können Sie alle Materialien, die wir auf unserer Website vorstellen, sichten und herunterladen.
Zum Download-Bereich

Erfahren Sie noch mehr in unseren Videos!

In unserem Bereich „Mehr Durchblick: Videos“ finden Sie für die Arbeit mit Jugendlichen zahlreiche Filme – die u.a. Begriffe zum Thema Salafismus erklären. Zu den Videos


Rat und Tat: Anlaufstellen & Infos

Kinder und Jugendliche brauchen Vertrauen und Anerkennung. Wer ihre Gedanken und Sorgen ernst nimmt und sie dabei unterstützt, ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden, leistet die beste Präventionsarbeit. Für Fragen oder Probleme gibt es in Bayern viele Anlaufstellen – für Jugendliche, für Eltern, für die ganze Familie, für Lehrkräfte und Fachkräfte. Eine Übersicht:

Wie mit Kindern über so schwierige Themen sprechen?

Es ist wichtig, Kinder mit den Themen und Bildern – etwa von Anschlägen –, die Nachrichten und Fernsehen beherrschen, nicht allein zu lassen. schule-und-familie.de hat hierzu hilfreiche Tipps und Informationen zusammengestellt.

Hilfen für Eltern: Jugendämter vor Ort

Die bayerischen Jugendämter unterstützen Eltern mit zuverlässigen und passgenauen Hilfsangeboten dabei, in ihrer Erziehung Verantwortung zu übernehmen.

Weitere Infos: Ihr Jugendamt vor Ort

Ein offenes Ohr für die ganze Familie: Erziehungsberatungsstellen

Fragen? Probleme? Krisen? Die Erziehungsberatungsstellen in Bayern können helfen:

  • Anlaufstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
  • Kostenlose Beratung bei persönlichen Problemen und Konflikten in der Familie, der Schule, dem Ausbildungsplatz …
  • 180 Mal in Bayern: mindestens eine Beratungsstelle in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt

Weitere Infos: Erziehungsberatungsstellen in Bayern

Bayern beteiligt sich außerdem an einem Online-Beratungsangebot der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Die Website bietet Jugendlichen und Eltern Sprechstunden, Gruppen- und Themen-Chats sowie Foren. Die Beratung ist anonym und kostenlos.
Zur Online-Beratung: Virtuelle Beratungsstelle

Von Eltern für Eltern: ELTERNTALK

Das Projekt „ELTERNTALK“ bringt Eltern miteinander ins Gespräch. Mütter und Väter treffen sich zum Austausch. Moderiert werden die Gespräche von geschulten Moderatorinnen und Moderatoren, die selbst Eltern sind. Das Projekt wendet sich auch an Eltern mit Flucht-/Migrationshintergrund; sie sollen bei der Erziehung ihrer Kinder im neuen Lebensumfeld Unterstützung finden. Die Moderatorinnen und Moderatoren stammen aus 35 verschiedenen Herkunftsländern. „ELTERNTALK“ gibt es in allen bayerischen Bezirken. Eine Infobroschüre zum Projekt ist in mehreren Sprachen erhältlich.
Weitere Infos: Das Projekt „Elterntalk“

TIPP: Beim „ELTERNTALK“ tauschen sich Eltern aus vielen verschiedenen Ländern aus. Moderiert werden die Gespräche von geschulten Müttern und Vätern.

Arbeitshilfen für Lehr- und Fachkräfte: Aktion Jugendschutz

„Stärken entwickeln, Gefährdungen begegnen“ ist das Motto der „Aktion Jugendschutz“ (Landesarbeitsstelle Bayern e. V.). Sie informiert und bietet Beratung, Arbeitshilfen und Schulungen für Fachkräfte.
Weitere Infos: Aktion Jugendschutz
Hier können Sie Materialien bestellen – insbesondere zu Medienpädagogik, Gewalt- und Suchtprävention für Familien, Schulen und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe: Materialdienst der Aktion Jugendschutz

Aktuelle Infos für Fachkräfte vom Landesjugendamt

Im Rahmen des Jugendschutzes informiert das Bayerische Landesjugendamt regelmäßig über Extremismus. Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe können sich auf Fachtagungen fortbilden.
Zur Website: Bayerisches Landesjugendamt

Ganz dicht dran: Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS)

Die Fachkräfte der JaS vertreten sozusagen das Jugendamt an Schulen. Sie kümmern sich gezielt um benachteiligte Kinder und Jugendliche. So können sie z. B. persönliche Probleme, Schulkummer oder Krisen in der Familie frühzeitig erkennen. In intensiven Einzelgesprächen mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Eltern können sie Chancen eröffnen – und riskanten Entwicklungen wie z. B. einer Hinwendung zum Salafismus entgegenwirken.
Mehr Infos: Jugendsozialarbeit an Schulen

Und nach dem Schulabschluss?

Junge Menschen werden bei Bedarf auch in der Arbeitswelt betreut und begleitet. Lesen Sie hier weiter: Prävention in der Arbeitswelt

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